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RENDITE MIT PS

Oldtimer gelten als krisensichere Sachanlage mit hohem Spaßfaktor. 70 Prozent Wertsteigerung in zehn Jahren sind keine Seltenheit.

von Dr. Dagmar Eleonore Gold

Aktien gelten international als wichtige Anlageklasse, doch in Deutschland werden Sparbücher, Tagesgeld oder Staatsanleihen bevorzugt – oder Sachanlagen. Auf der Suche nach Anlagealternativen sind Klassikfahrzeuge in den Fokus der Kapitalanleger gerückt. Oldtimer liegen nicht nur als Sammlerstücke, sondern auch als Anlageobjekte und zum Inflationsschutz im Trend. In Europa sind insgesamt 2,3 Millionen Oldies zugelassen, mit steigender Tendenz. Für viele Menschen sind Klassikautos längst zu Sympathieträgern geworden, haben historische Fahrzeuge doch einen ganz eigenen Charakter. Sie besitzen nicht nur unverwechselbare Formen, vor Jahrzehnten entwickelten Ingenieure vielmehr auch höchst interessante und für jedes Modell eigenständige technische Lösungen.

Heute hingegen sind Autotypen an der optimalen Aerodynamik ausgerichtet, die Technologien entstammen den immer gleichen Baukästen. Laut ADAC hat sich die Zahl der zugelassenen Klassiker in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Immer mehr Autoliebhaber suchen demnach ein Objekt, das sich über die Wertsteigerung nicht nur amortisiert, sondern bei einem späteren Verkauf auch noch eine gute Rendite zu erwirtschaften vermag. Oldtimer mit mindestens 30 Jahren unter den Rädern werden außerdem in Deutschland durch eine niedrigere Kraftfahrzeugsteuer begünstigt.

Unter den Sachanlagen und als Säule des Vermögensschutzes gilt in Deutschland vorrangig der Immobilienbesitz, nach wie vor auch Gold, als probates Mittel, um sich gegen andauernde Inflation und eine damit verbundene Vermögenseinbuße abzusichern. Interessante Chancen können sich jedoch auch beim Kauf von Klassikautos ergeben. Im Falle einer Abwertung der Währung oder gar eines Währungsschnitts oder einer Währungsreform, ist es ratsam, vorher einen Teil des Vermögens in Sachwerte eingetauscht zu haben, die dem Besitzer über den Wertaspekt hinaus auch noch Freude bereiten.

Bentley bringt`s

Oldtimer sind solche gefragten Sachwerte, die zum langfristigen Erhalt eines Vermögens empfohlen werden können und zur Diversifikation des Portfolios beitragen. Ein Beispiel dafür von vielen: Der Bentley Blower Nummer 1 mit Baujahr 1929 erzielte auf einer Auktion vor einigen Jahren in London rund 5,6 Millionen Euro. Am 14. August 2014, kam bei einer Auktion das teuerste Auto der Welt unter den Hammer. Es war ein roter Ferrari 250 GTO, Baujahr 1962. Natürlich bilden solche Zuschläge derzeit noch die Ausnahme, aber insgesamt steigt der Wert von Oldtimern stetig, und für das Jahr 2012 stellte der Verband der Automobilindustrie (VDA) bereits eine durchschnittliche Wertentwicklung von plus 4,2 Prozent fest, ein Jahr zuvor war es eine Steigerung 9,3 Prozent. Experten sehen darin die Nachfrage aus Asien begründet. Viele europäische Autos genießen in asiatischen Ländern Kultstatus. Inzwischen sind sogar viele ehemalige „Alltagsautos“ gefragt. Beispielsweise belegten die 5er-BMWs der Baujahre 1972 bis 1977 in den vergangenen Jahren den ersten Platz im Beliebtheitsranking. Auch der Volkwagen-Bus T1 zählt inzwischen zu den teuersten deutschen Oldtimern. Das Sondermodell Samba erzielt Verkaufserlöse von cirka 100.000 Euro.

Für Deutschland hat die Oldtimer-Weltorganisation FIVA ein stabiles Marktvolumen von jährlich ungefähr fünfeinhalb bis sechs Milliarden Euro ermittelt. Zudem ist der Klassikermarkt von der Autokrise 2008 bis 2010 weitgehend verschont geblieben. Sachverständigen-Organisationen wie Classic-Car-Tax, Eurotax-Schwacke und Oldietax ermitteln seit Jahrzehnten die Wertentwicklung von Oldtimern und stellen für Deutschland eine jährliche Steigerungsrate von ungefähr sechs Prozent fest. Andere Quellen berichten für den Oldtimer-Index Dox über eine Steigerung von über neun Prozent. Der deutsche Oldtimer Index des VDA gibt ferner Auskunft über die genaue Wertsteigerung alter Autos.

Bei einem Investment in Classic Cars gelten allerdings kompromisslose Auswahlkriterien und ganz viel eigene Sorgfalt als genauso entscheidend wie bei anderen Sachanlagen. Insbesondere ist es ratsam, über vertrauenswürdige Händler wie etwa ein renommiertes Auktionshaus zu kaufen. Außerdem sollte das jeweilige Gutachten nicht älter als zwei Jahre sein. Wesentliche Kriterien dabei sind die Benotung des Erhaltungszustandes, eine ausführliche Information über Ergänzungen, Restauration oder Originalzustand und, falls vorhanden, Herkunftsnachweise. Der interessierte Käufer kann zudem durch Nachfrage beim Hersteller eine exklusive Expertise erlangen, die allerdings ihren Preis hat.

Prominenz zählt

Wenn Oldtimer auf einer der internationalen Auktionen erworben werden soll, dann ist die aktuelle Zustandsbewertung einer Prüforganisation anzufragen. Dies schafft Transparenz und Sicherheit für den potenziellen Käufer. Der Markt für klassische Automobile expandiert seit einigen Jahren. Wertsteigerungspotenzial besteht bei allen Fahrzeugen, die eine interessante Geschichte haben oder aus prominentem Besitz stammen, in geringen Stückzahlen hergestellt wurden und die eine schöne Karosserie aufweisen. Wie beispielsweise der schön geformte Ferrari 250 SWB, der beachtliche Rennerfolge erzielt hat und mit einer Stückzahl von 165 Exemplaren in den Baujahren 1959 bis 1962 eine Rarität darstellt, so Annette Abaci vom kanadisch-amerikanischen Unternehmen RM Auctions. Alte Ferraris bewegen sich jedoch bereits auf hohem Preisniveau, und ihre Wertsteigerung vollzieht sich etwas langsamer als beispielsweise bei Porsche-Modellen.

In den letzten Jahren beteiligen sich neben den passionierten Sammlern auch eher rational operierende Investoren, die Klassikfahrzeuge als Geldanlage kaufen. Beim Investment in Oldtimer ist es wichtig, auch die Folgekosten in die Anlagestrategie einzubeziehen. 5,5 Milliarden Euro geben Oldtimerbesitzer in Deutschland pro Jahr aus, schätzt der Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge e.V. Dabei sind die investierte Zeit und die Reisekosten für den Erwerb der Sammlung nicht mitgerechnet. Das Einstiegssegment liegt bei bis zu 250.000 Euro, der exklusive Bereich sogar bei bis zu 35 Millionen Euro.

Oldtimer können eine attraktive Alternative zu Aktien oder Festgeld darstellen, allerdings sollte für das Thema auch eine gewisse Leidenschaft aufgebracht werden. Ein Oldtimer gehört nicht wie ein museales Kunstwerk in eine Garage, sondern sollte gepflegt und gefahren werden. Wer sich für ein Investment in Oldtimer entscheidet wird aber über einen Beitrag zum Vermögenserhalt hinaus weit mehr belohnt, denn Klassikautos haben vor allem einen hohen emotionellen – und gesellschaftlichen Wert. ≡

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HINWEIS:

Den gesamten Beitrag finden Sie in der Herbst-Ausgabe 2014 auf Seite 160 bis 165

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