EIN LAND DER KONTRASTE

GENUSSREICHES SÜDTIROL – ZWISCHEN ALPEN, REBEN UND KULINARISCHER POESIE 


Zwischen blühenden Apfelgärten im Frühling, sonnenverwöhnten Weinbergen im Sommer und goldenen Kastanienhainen im Herbst entfaltet Südtirol seine ganze Sinnlichkeit. Es ist ein Land der Kontraste – rau und sanft, alpin und mediterran, bodenständig und doch voller Finesse. Wer sich auf eine Genussreise nach Südtirol begibt, entdeckt weit mehr als großartige Küche und herausragende Weine: Es ist das Lebensgefühl zwischen Dolomiten und Reben, das bleibt. Und das sich wie ein gutes Glas Vernatsch – leicht, tief und ehrlich – ins Herz schreibt. Ein Querschnitt meiner Genussreise in Südtirol 

Text: Ivona Okanik 

Wenn die ersten Apfelblüten im Tal aufbrechen, beginnt in Südtirol eine Jahreszeit, die mit jeder Woche an Farbe, Fülle und Genuss gewinnt. Vom Frühling bis tief in den Herbst hinein ist dieses Land ein Mosaik aus Geschmack, Kultur und landschaftlicher Schönheit. Wer Südtirol in dieser Zeit erlebt, spürt die stille Kraft der Natur, das Wissen der Winzer, die Leidenschaft der Köche – und die unverwechselbare Herzlichkeit seiner Menschen. 

BLÜTEZEIT DES GENUSSES 
Der Frühling in Südtirol ist ein Erwachen. Auf den Märkten in Bozen, Meran und Lana duftet es nach jungem Spargel, Wildkräutern und frischem Brot. Die Gasthäuser öffnen wieder ihre Terrassen, auf denen man die ersten Sonnenstrahlen genießt – etwa im Gasthaus Apollonia in Sirmian, wo alpin-mediterrane Küche und herzliche Gastlichkeit inmitten blühender Hänge zusammentreffen. Eingerahmt von endlosen Rebzeilen schlängelt sich die schmale Straße in eleganten Kurven den Hang hinauf – ein Ankommen, das schon die Reise belohnt. Wer hier sitzt, mit Blick auf die Reben und Kastanien, versteht: Genuss ist in Südtirol keine Geste – es ist eine Lebensphilosophie. 

Ein besonderer Ort ist auch das Restaurant 1477 Reichhalter in Lana – charmant, reduziert, ehrlich. In der historischen Stube oder in der zauberhaften Weinlaube wird zelebriert, was die Saison hergibt – begleitet von charaktervollen Weinen der Region. 

Weinlaube von Restaurant 1477 Reichhalter in Lana – leichtes Mittagessen mit Weinbegleitung der Kellerei Meran und Weingut Eichenstein 

Traumaussicht von der Terrasse Gasthaus Apollonia in Sirmian – Abendessen mit Weinbegleitung der Kellerei Tramin und Weingut Gastefeder 

SÜDTIROL – KLEINES WEINLAND, GROSSE KLASSE 
Südtirol zählt zu den kleinsten, aber feinsten Weinregionen Europas. Auf rund 5.800 Hektar Rebfläche – meist in Handarbeit gepflegt und oft in steilen Hanglagen zwischen 200 und 1.000 Metern Höhe – gedeihen hier Trauben, die Charakter und Tiefe entfalten. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei gerade einmal einem Hektar – eine Dimension, die Nähe zur Rebe und Sorgfalt in jeder Phase des Wachstums ermöglicht. Etwa 10.000 Menschen sind direkt in der Weinwirtschaft tätig – eine Gemeinschaft, die ihr Handwerk mit Hingabe lebt. 

Mit 274 Kellereien, darunter viele traditionsreiche Familienbetriebe und innovative Genossenschaften, ist Südtirol ein Mosaik der Stilistiken – doch vereint durch den kompromisslosen Anspruch an Qualität. Kein Zufall also, dass stolze 98 Prozent der Produktion das begehrte DOC-Siegel tragen. Und obwohl die Region mengenmäßig weniger als ein Prozent zur gesamten italienischen Weinproduktion beiträgt, ist sie in Sachen Profil und Prestige weit vorne. Auch die 450.000 Flaschen Schaumwein, die jährlich nach der klassischen Methode produziert werden, spiegeln diese Exzellenz wider – perlend, elegant und mit alpinem Feingefühl. 

Traditionelles Plentessen in den Weinbergen in Barleit mit Weinbegleitung der Kellerei Kaltern und Weingut Niklas in Kaltern 

Schlachtplatte – Traditionelles Törggelen im Buschenschank Oberpartegger in Villanders mit Weinbegleitung der Kellerei Eisacktal, Kloster Neustift und Weingut Ebner 

WEINLANDSCHAFTEN MIT SEELE – ZWISCHEN GRIES, KALTERN UND EPPAN 
Die Südtiroler Weinbaugebiete gehören zu den höchstgelegenen Europas. Diese klimatische Besonderheit – warme Tage, kühle Nächte, über 2.100 Sonnenstunden – prägt die Weine nachhaltig. Florian Brigl, Winzer und mit seiner Familie Eigentümer des Weinguts Kornell in Siebenreich/Terlan, bringt es auf den Punkt: „Unsere Trauben wachsen auf 270 bis 550 Metern Höhe – das schenkt ihnen Struktur, Frische und eine unverwechselbare Signatur.“ Ob Sauvignon Blanc, Lagrein oder Merlot – Kornells Weine sind vielschichtige Botschafter ihres Terroirs. 

Auch die Kellerei Tramin, berühmt für ihren Gewürztraminer, die kraftvolle Eleganz der Kellerei St. Michael- Eppan, die authentischen Tropfen von Castelfeder oder die feinen Schaumweine der Kellerei Kettmeir erzählen Geschichten von Erde, Geduld und Können. Wer mag, lässt sich in Kaltern zum Mittagessen hoch oben in den Weinbergen von Barleit nieder – mit traumhaftem Blick auf den Kalterer See und begleitet von Weinen der Kellerei Kaltern und des Weinguts Niklas. 

Die uralte Sorte Vernatsch erlebt in den Händen von passionierten Produzenten wie Hans Rottensteiner, dem Kandlerhof, der Kellerei Girlan, Klosterhof oder der Kellerei Sankt Pauls eine wahre Renaissance. Einst dominierte der Vernatsch mit über 60 Prozent die Südtiroler Rebflächen – eine autochthone Rebsorte, tief verwurzelt in der Weinbautradition der Region. Doch mit dem Wandel hin zu mehr Qualität begann eine bewusste Neuausrichtung: Statt auf Menge setzt man seit den 1970er- Jahren gezielt auf Klasse. 

Heute nimmt der Vernatsch nur noch etwa neun Prozent der Gesamtfläche ein – doch diese stehen ausschließlich in sorgfältig ausgewählten Lagen, die seinem feinen, fruchtbetonten Charakter gerecht werden. Ein Rückgang, der kein Verlust ist, sondern ein Gewinn an Tiefe, Ausdruck und Identität – und ein klares Bekenntnis zur Veredelung des Ursprünglichen. Das Ergebnis: Weine mit subtilen blumigen Noten von Veilchen und frischen Beeren. Gekühlt serviert, erweist sich der Vernatsch als leichter Aperitifwein. 

Beim Törggelen gehören geröstete Kastanien zum festen Menü 

Besichtigung und Verkostung Weingut Kornell in Siebenreich/Terlan 

WEIN, ARCHITEKTUR UND GROSSE MOMENTE 
Im Sommer sind die Reben saftig grün, die Kellereien offen für Besucher, und der Genuss dehnt sich in alle Richtungen. In Bozen, direkt am Waltherplatz, lädt das Vögelino zum stilvollen Aperitivo mit Südtiroler Cuvées. Von dort ist es nicht weit zur modernen Kellerei Bozen, deren Weine – wie auch jene von Peter Zemmer – zu den kraftvollen des Landes zählen. Auch ein Ausflug ins Eisacktal lohnt: Die Weine der Kellerei Eisacktal, des Weinguts Ebner und des ehrwürdigen Klosters Neustift faszinieren durch Klarheit, Mineralität und alpine Präzision – ideal für Sommertage und leichte Küche. 

Hoch oben, in Oberbozen, krönt das Sternerestaurant 1908 die Genussreise: moderne Kulinarik, inspiriert von Natur und Jahreszeiten, serviert mit einem Panorama, das still macht. 

Appius – die wertvolle, streng limitierte „Wein-Kollektion“ von Kellerei St. Michael-Eppan in Eppan 

Weinshop St. Michael-Eppan 

LAGREIN – SÜDTIROLS DUNKLES ERBE MIT NEUER STRAHLKRAFT 
Er ist ein echter Südtiroler, einer mit Geschichte, Charakter und Herkunft: der Lagrein. Als älteste nachgewiesene Rebsorte der Region ist er nicht nur identitätsstiftend, sondern längst auch zum Geheimtipp avanciert – ein ernstzunehmender Herausforderer großer Burgunder und Bordelaiser, wenn es um Struktur, Tiefgang und Terroir geht. 

Im heißen Talkessel von Bozen, eine der wärmsten Städte Italiens, findet der Lagrein optimale Bedingungen – hier gedeiht er seit Jahrhunderten, und doch bleibt er auf dem internationalen Parkett angenehm unprätentiös. Sein Preis ist bescheiden, sein Ausdruck umso größer. 

Die Zahlen belegen seine enge Verankerung in der Region: Von weltweit rund 850 Hektar Anbaufläche befinden sich etwa 515 Hektar in Südtirol. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Fläche mehr als verdoppelt – ein klares Zeichen der Wiederentdeckung und Aufwertung dieser traditionsreichen Rebe. 

Lagrein ist heute in zwei DOC-Weintypen präsent: dem kraftvollen, dunklen Südtirol Lagrein und dem Lagrein Kretzer, einem charaktervollen Rosé, der lange Zeit das typische Gesicht dieser Sorte war. Besonders der Kretzer – leicht, fruchtig, mit feiner Würze – ist ein idealer Begleiter zu klassischen Südtiroler Gerichten wie Schlutzkrapfen oder Speckknödeln, aber auch zu gegrilltem Fleisch oder Gemüse. Als Rotwein zeigt sich der Lagrein heute in seiner vollen Klasse – kraftvoll, saftig, tiefgründig. 

WENN ALLES REIFT 
Und dann kommt der Herbst. Die Tage werden golden, der Wind trägt den Duft von reifen Trauben und gerösteten Kastanien durch die Täler. Es ist Törggele-Zeit – eine Tradition, die in dieser Jahreszeit tief verwurzelt ist. Wer das Ursprüngliche sucht, wandert entlang des Keschtnwegs von Brixen bis Ritten, kehrt ein beim urigen Buschenschank Oberpartegger in Villanders, ausgezeichnet mit dem Gütesiegel "Roter Hahn", wo hofeigene Produkte aufgetischt werden, und kostet vom jungen Wein. 

Auch die Kellerei Meran und das Weingut Eichenstein zeigen im Herbst, was ein Jahr an Sorgfalt, Sonne und Fingerspitzengefühl hervorgebracht hat. Ihre Weiß- und Rotweine sind ein Spiegel des Jahres – und des Landes. 

Fine Dining im Sterne-Restaurant 1908 in Oberbozen mit Weinbegleitung der Kellerei Bozen und Peter Zemmer. Links im Bild Chefkoch Stephan Zippl 

SÜDTIROLER WEINKULTUR 2024 – AUSZEICHNUNG FÜR GELEBTE LEIDENSCHAFT 
Seit 2004 verleiht das Konsortium Südtirol Wein jährlich den Preis für Südtiroler Weinkultur – eine Würdigung für Gastbetriebe und Persönlichkeiten, die sich mit besonderer Hingabe um die Vermittlung der regionalen Weinkultur verdient machen. Es sind Orte und Menschen, die den Wein nicht nur servieren, sondern zelebrieren – mit Wissen, Wärme und einer tiefen Verbundenheit zum Land. 

Im Jahr 2024 ging die Auszeichnung an zwei ganz besondere Adressen: das Restaurant Ansitz Steinbock in Villanders und die Berghütte Ütia Bioch im Gadertal – letztere bereits zum zweiten Mal. Der Ansitz Steinbock begeistert mit einer beeindruckenden Weinkarte und der fachkundigen, unaufdringlich charmanten Beratung von Sommelier Bastian Winkler. Hier wird Südtiroler Weinkultur mit Herz und Verstand gelebt – eingebettet in ein stilvolles Ambiente und getragen von echter Leidenschaft. 

Die Ütia Bioch überzeugte die Jury erneut mit ihrer außergewöhnlich breiten Auswahl heimischer Weine – ein beeindruckender Weinkeller auf über 2.000 Metern Höhe, wo alpine Gastlichkeit und vinophile Kompetenz in einzigartiger Form zusammentreffen. 

Diese Auszeichnung ist mehr als ein Preis – sie ist ein Zeichen der Anerkennung für all jene, die den Wein als kulturelles Erbe und lebendigen Ausdruck Südtiroler Identität verstehen. Und sie stärkt die Brücke zwischen Produzenten, Gastgebern und Gästen – dort, wo der Wein sein Zuhause hat: mitten im Leben. 

Vernatsch-Verkostung in den Weinbergen bei der St. Magdalena-Kirche in Prazöll 

NACHHALTIGKEIT & PIONIERE – SÜDTIROLS WEINBAU MIT WEITBLICK UND WURZELN 
In Südtirol ist der Wein mehr als ein Produkt – er ist Teil des kulturellen Selbstverständnisses, tief verwoben mit der Landschaft, dem Alltag und der Geschichte seiner Menschen. Rund 4.800 Weinbauernfamilien bilden das Fundament einer Weinbauszene, die mit beeindruckender Selbstverständlichkeit Tradition und Innovation miteinander vereint. 

Dass der Weinbau hier eine so zentrale Rolle im Lebensraum einnimmt, ist nicht nur ein Privileg, sondern auch eine Verpflichtung. Die Nähe zur Natur, zur Region, zu den Menschen verlangt nach einem Denken in Generationen – nach nachhaltigem Handeln. Was für viele andernorts ein Ziel ist, ist in Südtirol gelebte Realität. 

Ein Meilenstein auf diesem Weg ist die im Februar 2020 verabschiedete Agenda 2030 des Konsortiums Südtirol Wein. Sie formuliert ein klares Bekenntnis zu einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit, die ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte miteinander verbindet. Ziel ist es, nicht nur die Natur, sondern auch das reiche kulturelle Erbe des Weinbaus – vom Terroir bis zu den traditionellen Lagen – zu bewahren und gleichzeitig zukunftsfähig weiterzuentwickeln.

Dass der Südtiroler Weinbau auf eine über 2.500-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis generationenübergreifender Verantwortung. Die Pflege der Böden, der respektvolle Umgang mit Ressourcen und die Anpassung an klimatische Veränderungen erfolgen mit Augenmaß und oft in Handarbeit. Die Rebe selbst – widerstandsfähig, langlebig und tief verwurzelt – ist Sinnbild dieser nachhaltigen Philosophie. 

So ist in Südtirol ein Weinbau entstanden, der nicht nur qualitative Exzellenz hervorbringt, sondern auch eine klare Haltung: Verantwortung gegenüber der Natur, Respekt vor der Vergangenheit – und Mut zur Zukunft. 

„WINE TRAVELS FOR FREE“ – SÜDTIROLER WEINGENUSS HEBT AB 
Wenn sich Reisefreude und Weinkultur verbinden, entsteht ein Erlebnis, das weit über den Horizont hinausreicht. Die exklusive Kooperation zwischen der Bozner Regionalfluggesellschaft SkyAlps und dem Konsortium Südtirol Wein bringt den Geschmack Südtirols schon beim Abflug näher – stilvoll, charmant und mit Weitblick. 

Als einzige Airline mit Direktverbindungen in die Region lädt SkyAlps ihre Passagiere ein, die Vielfalt Südtirols bereits über den Wolken zu entdecken: An Bord werden vier ausgewählte Weiß- und Rotweine der Region serviert – selbstverständlich in echten Gläsern. Eine erste, genussvolle Einstimmung auf das, was Reisende zwischen Alpen und Dolomiten erwartet. 

Ein besonderes Highlight der Partnerschaft ist die Aktion „Wine travels for free“: Wer seinen Lieblingswein vor Ort entdeckt, kann ihn bequem mit nach Hause nehmen. Ein Karton mit bis zu sechs Flaschen Südtiroler Wein der teilnehmenden Betriebe reist kostenfrei im Gepäck zurück – ein aromatisches Souvenir, das Erinnerungen konserviert und den Urlaub auf genussvolle Weise verlängert. 

Südtirol zwischen Frühling und Herbst ist eine Reise durch die Jahreszeiten der Sinne. Jeder Monat bringt neue Farben, Aromen und Begegnungen. Und immer ist da diese stille Gewissheit: Hier ist das Leben im Gleichgewicht – zwischen alpiner Strenge und mediterraner Leichtigkeit, zwischen bäuerlicher Tradition und weltoffener Eleganz. Südtirol schmeckt. Und berührt. Zu jeder Zeit. ≡ 

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