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AUF DEN SPUREN VON DR. PAIBOUN

Die Zusammenfassung des spannenden Zweiteilers über ein Land, abseits der Touristenhochburgen zwischen Thailand und Vietnam, das in jeglicher Hinsicht Unglaubliches zu bieten hat.

von Alexander Schrehardt

© sutiporn - Fotolia.com

Im Schatten der großen Schwestern Thailand undVietnam nimmt Laos die Rolle des touristischen Mauerblümchens in Südostasien ein. Auf einer Landesfläche von zwei Dritteln der Bundesrepublik Deutschland verlieren sich die sieben Millionen Einwohner und außerhalb der großen Städte sind die meisten ländlichen Regionen nur sehr dünn besiedelt. Ohne eigene Küstenlinie kann Laos auch nicht mit Angeboten für einen Strandurlaub locken und die touristischen Highlights des Landes sind im Vergleich zum benachbarten Thailand – euphemistisch ausgedrückt – überschaubar. Viele Touristen lassen daher auf ihren Reisen nach Südostasien Laos links liegen, was ohne jeden Zweifel eine Unterlassungssünde darstellt. Für Besucher mit einem knapp bemessenen Zeitbudget empfiehlt sich für einen Besuch von Laos eine organisierte Studienreise. Als langjähriger und sehr erfahrender Anbieter hat Studiosus Reisen in München sowohl eine Laos-Reise als auch Südostasien-Reisen mit einem Abstecher nach Laos im Programm.

Nachdem die internationalen Fluggesellschaften keine direkten Verbindungen von Europa nach Laos anbieten, erfolgt die Einreise zumeist auf dem Landweg über Thailand oder Vietnam. Ein Nachtflug mit Thai Airways von Frankfurt nach Bangkok kann mit einer guten Anschlussverbindung nach Chiang Rai und einer Ausflugsschleife nach Chiang Saen im Norden Thailands verbunden werden. Besucher, die im November zum Loy Khratong-Fest nach Thailand kommen, können abseits der touristischen Hochburgen gemeinsam mit den Bewohnern der kleinen Stadt am Abend das Lichterfest feiern. Hunderte von reich geschmückten Lichterschiffchen werden dann mit Kerzen, Räucherstäbchen und den Wünschen der Familien für Gesundheit und einen bescheidenen Wohlstand auf den Mekong gesetzt und auf eine lange Reise stromabwärts entlassen. Selbst gebastelte Heißluftballons, die die Wünsche der gläubigen Buddhisten in den Himmel tragen, illuminieren die sternenklare Nacht und tragen zu einem unvergesslichen Reiseerlebnis bei.


Reiseleiter Robert Geißler animiert seine Gäste zur aktiven Teilnahme an diesem alten Brauchtum. Für wenige Bhat kann ein Loy Khratong-Schiffchen oder ein Heißluftballon an einem der vielen Verkaufsstände erworben werden und die Kinder von Chiang Saen helfen den europäischen Langnasen gerne die Schiffchen ohne ein unfreiwilliges Bad im Mekong einzusetzen und die Heißluftballons in den Himmel steigen zu lassen. Bei diesem nächtlichen Erlebnis werden Sprachbarrieren mit einem herzlichen Lachen und freundlichen Gesten spielerisch überwunden und die gastfreundlichen Thais nehmen auch die Besucher aus dem Ausland sehr schnell in ihren Kreis auf.


Am nächsten Morgen geht die Fahrt weiter zum Grenzort Chiang Khong. Die Ausreiseformalitäten in Thailand werden mit asiatischer Gelassenheit erledigt und am anderen Mekongufer in Laos wartet bereits der laotische Reiseleiter, Herr Thongpet, um die Gäste schnell und souverän durch die Grenzkontrollen in Huai Xai zu lotsen. In luftigen Pickups werden die wenigen Kilometer zum Ankerplatz der Sompoo bewältigt, einem kleinen Flussschiff, mit dem die Reise auf dem Mekong nach Luang Prabang, der alten Königsstadt, fortgesetzt wird. Kapitän Humphan steuert das Schiff mit schlafwandlerischer Sicherheit und einer auf unzähligen Flusskilometern erworbenen Routine durch die Stromschnellen und Untiefen des Mekong, der Lebensader Südostasiens. Dichte Urwälder und einsame Flussinseln ziehen geruhsam vorbei und mit der Untermalung des monoton tuckernden Schiffsmotors setzt eine erholsame Entschleunigung des Alltags ein.


Um die Mittagszeit wehen wundervolle Düfte aus der winzigen Kombüse der Sompoo. In ihrem kleinen Reich hat Madame Phonesavanh, Leichtmatrosin und Köchin in einer Person, eine Vielzahl von gaumenkitzelnden Köstlichkeiten der laotischen Küche zubereitet. Mekong-Fisch im Bananenblatt gegart, das laotische Nationalgericht Laab aus gehacktem Huhn und Unmengen frischer Kräuter zubereitet, aromatische Curries und knackig gegartes Gemüse garantieren ein unvergleichliches Geschmacksfeuerwerk, das mit frischen tropischen Obstsorten abgerundet wird. Bei einer Tasse Kaffee ist es nach dem Mittagessen an der Zeit einen weiteren Reisebegleiter kennenzulernen. Mit Dr. Siri Paiboun, dem einzigen Gerichtsmediziner der noch jungen demokratischen Volksrepublik Laos, hat der britische Autor Colin Cotterill nicht nur die namengebende Figur einer mehrbändigen Reihe von Kriminalromanen, sondern auch einen unentbehrlichen literarischen Führer für eine Laos-Reise zum Leben erweckt. Unterstützt von seinem Team, zu dem neben der fülligen Schwester Dtui und dem Pathologieassistenten Herrn Geung, auch der Polizist Phosy und sein alter Weggefährte und Freund Civilai sowie seine Ehefrau Madame Daeng zählen, löst der witzige und nicht immer parteikonform agierende Dr. Siri mehrere spektakuläre Mordfälle in der noch jungen demokratischen Volksrepublik Laos der frühen 1970er Jahre. Der gewitzte Pathologe, der den 1.000 Jahre alten Hmong-Schamanen Yeh Ming in sich trägt, besticht jedoch nicht nur durch eine gehörige Portion Mutterwitz und eine messerscharfe Kombinationsgabe, sondern auch als kritischer Beobachter des sozialistischen Einparteiensystems und den Folgen von Korruption und Misswirtschaft.


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Nach einer halbtägigen Fahrt auf dem Mekong steuert Kapitän Humphan die Sompoo am Abend ans Ufer im Nirgendwo und entlässt seine Passagiere in die Obhut der dienstbaren guten Geister in der wildromantisch am Rande des Urwalds gelegenen Pakbeng Lodge. Die Küche des kleinen Restaurants überzeugt mit äußerst schmackhaften Gerichten und während ein paar magere Glühbirnen nahezu erfolglos gegen die schnell hereinbrechende Tropennacht ankämpfen, intonieren die Stimmen des Dschungels ein nächtliches Konzert.

Am nächsten Morgen ertönt in der Dämmerung vor Sonnenaufgang ein trompetenartiger Weckruf, in den nach und nach weitere kräftige Stimmen einfallen. Die Mitglieder des lautstarken Orchesters sind schnell mit einer Herde von Arbeitselefanten am anderen Flussufer ausgemacht. Angeführt von ihren Mahouts haben sich die Dickhäuter zu einem morgentlichen Bad im Mekong versammelt, bevor sie ihr Tagewerk im Urwald beginnen. Auch im 21. Jahrhundert sind Elefanten in Laos wichtige Arbeitstiere, die vor allem im Dschungel maschinenbetriebenen Transportmitteln weit überlegen sind. Zu Zeiten des alten Lane Xang-Reichs führte die Region den Beinamen das „Land der Million Elefanten“. Diese Zeiten sind lange vorbei und heute wird die Zahl der in Laos lebenden Elefanten mit maximal 1.500 beziffert, wobei ein Drittel als domestizierte Arbeitselefanten vor allem in der Forstwirtschaft eingesetzt werden.

Nach dem Frühstück führt die Reise auf der Sompoo weiter flussabwärts in Richtung der alten Königsstadt Luang Prabang. Vereinzelt tauchen kleinere Ansiedlungen, gut versteckt in den aus dem Dschungel aufsteigenden Nebelschwaden am Flussufer auf. Spielende Kinder am Ufer winken zu der Sompoo herüber und einige Fischer laden zu einem Landgang und einem Besuch ihres Dorfes ein. Die Bewohner begegnen den Besuchern äußerst freundlich und aufgeschlossen; einige vorwitzige Buben beweisen ihren Mut und begutachten die Fremden aus nächster Nähe, während sich ihre kleinen Geschwister scheu hinter der Mutter oder der Großmutter verstecken.

Die kleine Dorfgemeinschaft hat den aufkeimenden Tourismus für sich entdeckt und im Ort finden sich bereits erste Verkaufsstände. Im Schatten der Häuser stehen archaisch anmutende Webstühle auf denen die Frauen des Dorfes mit bewundernswerter Perfektion und unglaublicher Schnelligkeit das Webschiffchen zwischen den aufgespannten Seidenfäden auf eine endlos erscheinende Reise schicken. Die handgewebten Stoffe sind dabei von hoher Qualität und vor allem die fantasievollen, mit floralen Motiven gewebten Seidenschals finden schnell einen Abnehmer. An den einfachen Verkaufsständen wird auch ein in Heimarbeit destillierter Reisschnaps verkauft. Bei dem Genuss dieses Gebräus, das in der Landessprache als Lao-Lao bezeichnet wird, ist allerdings vornehme Zurückhaltung angeraten. Besucher, die zu tief ins Glas schauen, riskieren nicht nur einen glasigen Doppelblick, sondern auch kräftige Kopfschmerzen. Die Sprachbarriere kann mit Hilfe des dolmetschenden Herrn Thongpet schnell überwunden werden und der Dorfälteste versichert glaubhaft, dass mit Lao-Lao nahezu alle gesundheitlichen Probleme – vielleicht nur temporär? – geheilt werden können.

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Zurück auf der Sompoo wird am Nachmittag ein erster Höhepunkt der Reise angesteuert. Die malerisch über dem Mekong gelegenen Höhlen von Pak Ou, die vom Flussufer aus über wenige Treppen erreicht werden können, sind die Heimat unzähliger Buddhastatuen. Von winzigen Miniaturen bis hin zu fast mannshohen Holzplastiken finden sich in den Höhlen hunderte von Buddhafiguren, von denen einige auch mit Blattgold überzogen sind. Diese zum Teil mehrere Jahrhunderte alten und frei zugänglichen Darstellungen von Buddha sind Opfergaben gläubiger Pilger und auch heute noch besuchen die Flussschiffer die Höhlen und beten für eine sichere Reise und eine gesunde Heimkehr.

Von den Höhlen von Pak Ou ist es nicht mehr weit bis zur alten Königsstadt Luang Prabang. Auch wenn die Stadt für laotische Verhältnisse eine touristische Hochburg ist, geht es auf den Straßen von Luang Prabang äußerst beschaulich zu. Neben zahlreichen Stadthotels finden sich auch vor den Toren Luang Prabangs einige sehr empfehlenswerte Unterkünfte. In dem von malerischen Reisfeldern umgebenen 4-Sterne-Resort Villa Santi findet jeder noch so gestresste Gast seine persönliche Wohlfühloase. Zurück vom Besichtigungsprogramm lädt ein gepflegter Swimmingpool zu einem erfrischenden Bad ein und für verspannte Muskeln und malträtierte Gelenke bietet das hauseigene Spa eine Vielzahl von gleichermaßen entspannenden wie therapeutischen Behandlungen an.

Nach dem Abendessen überrascht Reiseleiter Robert Geißler seine Gäste mit einer aus der Mischung von buddhistischem und Naturglauben entstandenen Baci-Zeremonie, die in Laos auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann. Während der Gebetszeremonie, die von einem Mönch, dem Dorfältesten oder dem Familienoberhaupt geleitet wird, wird der Segen der Götter für eine geplante Hochzeit, eine bevorstehende Geburt oder auch für eine glückliche Reise erbeten. Den Gästen werden Baumwollfäden um die Handgelenke geknüpft, die auf keinen Fall zerschnitten werden dürfen. Ein derart frevlerischer Akt würde Unglück heraufbeschwören und muss in jedem Fall vermieden werden.

Gut gerüstet durch die segenspendende Baci-Zeremonie gilt es am nächsten Tag das alte Luang Prabang zu entdecken. Ein Besuch von Luang Prabang sollte nicht in ein zeitliches Korsett gezwängt werden. Die alte Königsstadt zieht den Besucher mit einer wunderschönen Altstadt und einer Vielzahl prunkvoller Tempelanlagen in ihren Bann. Der bereits im 16. Jahrhundert von König Setthathirat erbaute Wat Xieng Thong war bis zum Ende der Monarchie die Tempelanlage der königlichen Familie, in der Könige gekrönt und am Ende ihres Lebens verabschiedet wurden. Die weitläufige Tempelanlage besticht durch ihre Architektur mit den kaskadenartig gestaffelten Dächern, die großen Buddhastatuen, die die Innenräume mit ihrer magischen Ausstrahlung dominieren, die detailreich geschnitzten Holzfassaden und die auf dem Tempelgelände verteilten Kapellen.

Natürlich darf auch ein Besuch des Königspalastes nicht fehlen. Auf Besucher, die den Pomp royaler Bauwerke Europas vor Augen haben, wirkt der Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Königspalast bescheiden. Die Palastanlage von Luang Prabang kann sich mit der Größe von Schloss Versailles oder der Wehrhaftigkeit von Windsor Castle nicht messen. Dennoch halten die Innenräume mit ihrer spartanisch anmutenden Ausstattung einige Überraschungen bereit. Die Wandbilder des französischen Malers Alix de Fauteraux im königlichen Empfangssaal, die Mosaiken und ausgestellten Exponate im Thronsaal und die sehr sehenswürdige Sammlung von Gastgeschenken gekrönter und politischer Oberhäupter lohnen in jedem Fall einen Besuch.

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Luang Prabang hält für den interessierten Besucher eine Vielzahl an sehenswerter Tempelanlagen und alter Gebäude bereit. Eine bunte Mischung von Cafes und Restaurants lädt zwischen den Besichtigungstouren zu einer Rast ein und nach einem frisch gebrühten Cafe Creme und einem knusperigen Croissant ist es Zeit den Tempelberg Phou Si zu besteigen und vom Bergtempel Wat Chom Si den Blick über die alte Königsstadt und das Umland im warmen Licht der Nachmittagssonne zu genießen.

Neben einer Besichtigung des Königspalastes und der Tempelanlagen zählen auch ein Besuch des Morgenund des Nachtmarktes zu den Erlebnissen einer Reise nach Luang Prabang. Auf dem Morgenmarkt werden die wenigen Touristen von den einheimischen Händlern und Kunden als Statisten wohlwollend toleriert. Während die wichtigsten Neuigkeiten und die Kochrezepte für den Tag besprochen, die ausgelegten Fische begutachtet, Obst und Gemüse kritisch geprüft und die zu hohen Preise lautstark von den laotischen Hausfrauen bemängelt werden, sollte sich der Besucher einen ruhigen Beobachtungspunkt zwischen zwei Ständen oder in einem Hauseingang suchen. Vor allem aus einer etwas erhöhten Warte lassen sich das bunte Markttreiben, die Händler und ihre Kunden besonders gut beobachten und unvergessliche Eindrücke sammeln.

Luang Prabang ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in das Umland. Der Besuch einer Dorfschule vermittelt dabei einen guten Eindruck von dem sehr ambitionierten Unterricht laotischer Lehrer und der Wissbegierde ihrer Schüler. Studiosus Reisen fördert seit vielen Jahren ein Schulprojekt vor den Toren der alten Königsstadt und Besucher aus dem Ausland sind immer herzlichst willkommen. Für ein Gespräch mit den Kindern wird der Unterricht schon einmal unterbrochen und Lehrer wie Schüler haben eine Vielzahl von Fragen, so dass die Dolmetscherfähigkeiten von Herrn Thongpet im höchsten Maße gefordert und geschätzt werden. Von der Schule geht es weiter zum Wasserfall Khouang Sy, der gleichermaßen von einheimischen wie ausländischen Besuchern als Ausflugsziel geschätzt wird. In den terrassenartigen Pools, die von dem tosenden Wasserfall gespeist werden, ist Baden erlaubt und so erfrischt sich ein aus unterschiedlichsten Nationalitäten bunt gemischtes Volk in den smaragdgrünen und angenehm temperierten Naturbecken im Dschungel.

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Nach abwechslungsreichen Tagen in Luang Prabang geht die Fahrt weiter durch das nordlaotische Bergland zur Ebene der Tonkrüge. Die 270 Straßenkilometer nach Phonsavan verlangen dem Busfahrer alles ab. In engen Serpentinen windet sich der Bus im Schneckentempo auf der schmalen Straße durch die Berge. Zeit genug um dem laotischen Pathologen Dr. Siri bei der Lösung eines weiteren Mordfalls über die Schulter zu schauen. Im Totentanz für Dr. Siri konfrontiert Cotterill den umtriebigen Arzt nicht nur mit einer Mumie, mehreren Toten und dem kubanischen Endoke-Kult, sondern gewährt dem Leser auch einen Einblick in die Zeit des zweiten Indochinakrieges. Noch heute trifft der Besucher in der damals heftig umkämpften Provinz Houaphan auf Zeugnisse dieser Kriegstage und Wanderungen abseits der ausgeschilderten Wege sollten in jedem Fall vermieden werden. Jedes Jahr kommen in Laos noch Menschen durch die Explosion nicht entdeckter Blindgänger zu Tode oder werden schwer verletzt. Auch die Ebene der Tonkrüge musste erst von Blindgängern geräumt werden bevor Besuchern der Zutritt genehmigt werden konnte.

Am nächsten Morgen hüllt dichter Nebel die Ebene in ein dämmeriges Licht. Mit dem Namen Ebene der

Tonkrüge wird mit dem Besucher ein nicht ganz korrektes Bild vermittelt, da die Krüge nicht aus Ton,

sondern aus Stein gefertigt wurden, und die geheimnisvollen Gefäße auch nicht in einer Ebene, sondern

vielmehr auf drei Lagerstätten verteilt zu finden sind. Die bis zu drei Meter großen und maximal sechs Tonnen schweren Krüge sind vermutlich 1.500 bis 2.000 Jahre alt und geben den Archäologen auch heute noch viele Fragen auf. Während die Wissenschaftler die Krüge als Begräbnisurnen einer Megalithkultur beurteilen, halten die Laoten eine sehr einfache Erklärung bereit. Nach Meinung der Einheimischen hatte

an dieser Stelle ein Trinkgelage von Riesen stattgefunden, die ihre steinernen Becher weggeworfen und

vergessen hatten.

Von Phonsavan führt die weitere Reise in Richtung Süden nach Vientiane. In der quirligen Landeshauptstadt

begleitet uns wieder Dr. Siri auf Schritt und Tritt. Von seiner Schilderung der Mangelwirtschaft in den 1970er Jahren ist heute in Vientiane nichts mehr zu bemerken. Allerdings sollte das pulsierende Leben in der Hauptstadt nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Laos das jährliche Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal 5.400 US-Dollar beträgt. Vor allem in den ländlichen Regionen liegt das Einkommen der Bevölkerung deutlich niedriger und nicht wenige Familien leben auch heute noch nach der Devise von der Hand in den Mund.

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In Vientiane ist ein Besuch des Nationalsymbols Pha That Luang ein Muss. Vor allem im weichen

Licht der späten Nachmittagssonne erstrahlt der große Stupa aus dem 16. Jahrhundert in seiner ganzen

Pracht und flüstert dem Betrachter seine Geheimnisse aus alten Zeiten zu. Jeden Tag pilgern einheimische

wie ausländische Besucher zu der magischen Tempelanlage im Herzen Vientianes und lassen

sich im Schatten des großen Stupas auf eine Zeitreise ein. Auf der Liste der kulturellen Highlights

in Vientiane findet sich auch der Wat Si Saket, der mit seinen über 2.000 Buddhas ein eindrucksvolles

Zeugnis von dem tiefen Glauben der buddhistischen Bevölkerung ablegt. Nach dem Besuch der historischen Tempelanlagen rückt eine Besichtigung des kleinen Museums im Rehabilitations- und Therapiezentrums COPE den Blick des Besuchers sehr schnell wieder in die jüngere Geschichte des Landes. Die explosiven Relikte aus dem letzten Krieg fordern auch heute noch eine Vielzahl von Opfern,

die von den COPE-Mitarbeitern behandelt, therapiert und ausgestattet mit geeigneten Prothesen

wieder zurück in ein selbstbestimmtes und – soweit möglich – unabhängiges Leben überführt werden.

Von Vientiane aus geht es mit dem Flugzeug nach Pakse und mit dem Bus weiter zum heiligen Berg

Phu Khao. An den Hängen des Berges findet sich mit dem Wat Phou, der zum UNESCO Welterbe

zählt, auch eines der ältesten Khmer-Heiligtümer. Für Besucher, die bereits die Stadt Angkor mit ihren

monumentalen Tempelanlagen in Kambodscha besichtigt haben, nehmen sich die noch erhaltenen

Gebäude des Wat Phou vergleichsweise bescheiden aus. Die eindrucksvolle Lage des Tempels am

Berghang, die einen schweißtreibenden Aufstieg in brütender Hitze über mehrere Terrassen erfordert,

gleicht die fehlenden Bausubstanz jedoch bei weitem aus und erhebt eine Tempelbegehung zu einem

unvergesslichen Erlebnis.

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Am Ende einer Reise sollte auch ein bisschen Zeit und Muse für die Verarbeitung der vielseitigen Eindrücke

und der bunten Erlebnisse verbleiben. Das River Resort in Champasak qualifiziert sich als idealer

Ort um die Seele baumeln und den Gedanken Raum zu lassen. In der heiteren Atmosphäre des Resorts

lesen die hoch motivierten Mitarbeiter ihren Gästen jeden Wunsch von den Augen ab und die kulinarischen

Kreationen des Chefkochs sind mehr als eine Sünde wert. In den wunderschönen Zimmern mit Blick auf den Mekong, der sich träge in Richtung Kambodscha wälzt, diktieren Behaglichkeit und Komfort den Tagesrhythmus und der Aufbruch zum letzten Ausflug der Reise erfordert eine gehörige Portion an Disziplin.

Mit dem Bus geht es am frühen Morgen weiter in Richtung Kambodscha. Hier im tiefsten Süden breitet sich der Mekong zu einem mächtigen Fluss-meer aus, in dem sich die Inseln, angeblich 4.000 an der Zahl, des Si Phan Don Archipel verstecken. Auf klapprigen Booten mit lautstark röhrenden Motoren werden die Inselbewohner und Besucher vom Festland zu den Eilanden übergesetzt. Vor allem die Insel Don Khon lohnt einen Besuch. Auf schattigen Wegen wandert der Besucher über das Inselchen auf der Suche nach den Zeugnissen der französischen Kolonialzeit. Die alte Schmalspurdampflok Eloise, die bis 1941 ihren Dienst verrichtete, hat auf Don Khon ihre letzte Ruhestätte gefunden und träumt im Schutz eines einfachen Hangars von längst vergangenen Zeiten.

Zurück auf dem Festland führt der Weg zu einem spektakulären Naturschauspiel. Während der Mekong

die Inseln des Si Phan Don Archipels träge umspülte, demonstriert der mächtige Strom am Khone

Papheng, dem größten Wasserfall Asiens seine eindrucksvolle Macht. Auf einer Breite von mehreren

Kilometern stürzen die tosenden Wassermassen lautstark über zwei Hauptkaskaden hinab in Richtung

Kambodscha. Auf seinem langen Weg in den Süden zeigt der Mekong am Khong Papheng sein launiges

Gesicht und umhüllt die Besucher mit einem aus den wilden Fluten aufsteigenden Wassernebel.

Zurück im River Resort in Champasak wird es Zeit bei einem gemeinsamen Abendessen Abschied zu nehmen. Laos hatte seine Gäste mit asiatischem Charme und der unaufdringlichen und zugleich sehr herzlichen Willkommenskultur seiner Bewohner empfangen. Die Eindrücke dieser Reise bleiben unvergesslich und nähren den Wunsch zurückzukehren.

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