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Die Flucht vor dem Winter

Der Himmel maskiert mit deprimierenden Grautönen, ein demotivierender Dialog von Regen- mit Schneeschauern, Jo-Jo-Effekte der Temperaturen zwischen hoffnungsvollen Frühlings- und frostigen Winterwerten und der Angriff von grippalen und anderen Infekten. Es ist Januar und damit allerhöchste Zeit den deutschen Breiten zu entfliehen.

von Alexander Schrehardt

Als vorgeschobener Beobachter Europas vor der Küste Marokkos im Atlantik garantieren die Kanarischen Inseln auch im Winterhalbjahr genau die optimalen Voraussetzungen für einen emotionalen Relaunch zum Jahresstart. Sonne, frühlingshafte Temperaturen, traumhafte Sand- und Lavastrände, ein Kaleidoskop faszinierender Landschaften, die sehr schmackhafte Landesküche und die herzliche Gastfreundschaft der Cañarios sind die idealen Rahmenbedingungen für einen erholsamen Kurzurlaub auf den Inseln des ewigen Frühlings. Die Kanarischen Inseln sind von Deutschland über direkte Flugverbindungen gut zu erreichen und bieten eine vorbildliche Infrastruktur. Alleine bei der Wahl der Unterkunft sollten nicht nur die Hotelkategorie sondern auch die Lage berücksichtigt werden. Das von dem renommierten Magazin Condé Nast Traveler im Jahr 2014 zum besten Ferienhotel Spaniens gekürte Gran Melia Palacio de Isora liegt abseits der touristischen Bettenburgen in dem kleinen Ort Alcala an der Westküste Teneriffas. Die im maurischen Stil erbaute 5-Sterne-Hotelanlage zählt definitiv nicht zur Kategorie avantgardistischer Boutiquehotels. Mit über 500 Zimmern öffnet das Gran Melia Palacio de Isora seine Pforten einer Vielzahl von Gästen und in der Hochsaison werden sicherlich regelmäßig sonnenhungrige und badesüchtige Touristen das Hotel be- und vielleicht auch übervölkern. Trotz seiner Größe widersetzt sich das Hotel erfolgreich dem Eindruck eines Touristensilos. Bereits beim Betreten der Lobby wird der Gast positiv überrascht, denn der Hoteleingang öffnet sich zu einem großzügigen, am Abend von illuminierten Wasserspielen kunstvoll in Szene gesetzten Innenhof. Der lichtdurchflutete Patio, der dem Gast den Weg zu den Garten- und Poolanlagen weist, wird von einigen der Restaurants des Hotels flankiert. Die Hotelflügel mit den Gästezimmern schließen sich zu beiden Seiten des Innenhofes an; auch hier wurde bewusst eine flächige Bauweise gewählt und der Aufzug endet in der dritten Etage.

Für den anspruchsvollen Gast hält das Gran Melia Palacio de Isora eine Vielzahl von Zimmeralternativen bereit. Bereits die kleinsten Zimmer sind mit 48 qm großzügig bemessen und mit einer Terrasse oder einem Balkon ausgestattet. Dem auf besonderen Komfort und uneingeschränkte Privatsphäre bedachten Gast steht mit dem abgegrenzten Red Level Club ein eigenes Hotelareal mit besonderen Serviceleistungen und einem Zimmerstandard der Extraklasse zur Verfügung. Neben der besonderen Ausstattung, der Zimmer, Suiten und Villen des Red Level Clubs werden die Gäste in diesem Hotelbereich auch mit einer eigenen Poolanlage und mit der aufmerksamen Fürsorge eines Butlers privilegiert. Aber auch ohne dieses besondere Angebot kann das Gran Melia Palacio de Isora mit einigen Besonderheiten punkten:

Erholungsbedürftige Gäste finden im hoteleigenen Spa alle Voraussetzungen, um verhärtete Muskeln zu entspannen und Körper und Geist wieder in eine harmonische Balance zu überführen. Ein Besuch des kleinen aber feinen Wellnesstempels ist reservierungspflichtig, da für den zweistündigen Aufenthalt maximal zwölf Gäste Einlass finden. Massagedüsen, Schwall- und Kneippduschen, ein großzügig dimensionierter Whirlpool, Dampfbad und Sauna mit einem Kaltwasserbecken helfen Muskelverspannungen zu lockern, Kopf- und Rückenschmerzen zu lindern. Auf beheizten Steinliegen ruhend oder schwebend im Salzwasserpool unter einem Sternenhimmel geraten das winterliche Deutschland und ein überstrapazierter Terminkalender für den Gast schnell in Vergessenheit. Selbstverständlich kann das Entspannungsprogramm auch durch Wellnessbehandlungen abgerundet, der Wohlfühlpegel mit einer Ganzkörpermassage weiter gesteigert und die innere Harmonie mit Thai-Chi- und Yoga-Kursen verbessert werden. Für eine Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit bieten die 7.500 m2 große Poollandschaft mit getrennten Familienbereichen, das hoteleigene Fitnesscenter und nahegelegene Golf- und Tennisplätze ausreichende Möglichkeiten gute Neujahrsvorsätze in die Tat umzusetzen.

Nach dem ersten Hotelrundgang wird es Zeit die Umgebung zu entdecken. Durch einen kleinen Tunnel hat der Hotelgast einen direkten Zugang zu der mit Kakteen, Wolfsmilcharten und anderen einheimischen Pflanzen sehr schön angelegten Promenade, auf der man in wenigen Minuten eine kleine, malerische Bucht mit schwarzem Lavasand erreicht. Auch über die Klippen findet sich immer wieder ein Zugang zu kleinen Felsenpools für ungestörte und vor allem brandungsgeschützte Badefreuden. Der Weg auf und über die Klippen sollten allerdings nur mit festen Badeschuhen angetreten werden, da die messerscharfen Abbruchkanten der Lava sehr schnell zu bösen Verletzungen und unliebsamen Urlaubssouvenirs führen können. Wenn die Sonne am Nachmittag die Temperaturen auf 22 Grad, an warmen Tagen in Richtung der 25 Grad-Marke klettern lässt, lädt das glasklare, mit 18 bis 19 Grad sehr erfrischende Wasser des Atlantiks zum Baden und Schwimmen ein.

Während die Sonne am Horizont versinkt, stellt sich die Frage nach dem Restaurant für das Abendessen. Auch für Gäste mit einer Halbpensionsbuchung öffnen sich für das abendliche Dinner die Türen zu gleich drei Restaurants. Während im Pangea ein reichhaltiges Angebot landestypischer, mediterraner und auch einiger asiatischer Gerichte zur Auswahl steht, speist der Gast im Oasis Restaurant und im Ocean Club ohne Mehrkosten a la Carte. Sofern der Gast ein Freund japanischer Küche ist oder die geschmackliche Vielfalt hausgemachter Tapas entdecken möchte, bieten das Nami Asian Bistro und das Restaurant DÚO zusätzliche Alternativen für kulinarische Exkursionen. Für Halbpensionsgäste räumt das Hotel in diesen beiden Restaurants einen Nachlass von 30 Prozent ein.

Vor allem an frühlingshaft warmen Abenden, wenn das Gebäudeensemble des Hotels noch die tagsüber konservierte Wärme der Sonne abstrahlt, wird die Wahl auf das Oasis Restaurant fallen. Mit einem in warmen Farben inszenierten Lichtspiel, einer abwechslungsreichen Menükarte und den einschmeichelnden Klängen kubanischer Livemusik garantieren der Restaurantchef und sein Team auch dem anspruchsvollen Gast einen gelungenen Abschluss eines erlebnisreichen Urlaubstages. Bei einem exotischen Cocktail an der Bar im Patio des Hotels können die von klassischer Musik begleiteten und mit einem Feuerwerk der Farben untermalten abendlichen Wasserspiele bewundert und das Ausflugsprogramm des nächsten Tages geplant werden.

Das Gran Melia Palacio de Isora ist der ideale Ausgangspunkt für Entdeckungstouren und ein Besuch des Parque Nacional de las Cañadas del Teide mit dem höchsten Berg Spaniens ist für jeden Teneriffareisenden ein absolutes Muss. Nach nur wenigen Kilometern schlägt die Küstenstraße einen Haken in Richtung des kleinen Ortes Tamaimo und weiter nach Chio. In dem verschlafenem Städtchen sollte ein Besuch des kleinen wie unscheinbaren Ladengeschäfts Delicias del Sol auf keinen Fall versäumt werden. Sowohl die Liebhaber fruchtiger Marmeladen als auch die Genießer der landestypischen, würzigen Mojo-Saucen und die Freunde raffinierter Chutneys werden in diesem kulinarischen Genusstempelchen nach einer Verkostung sehr schnell an die Freigepäckgrenzen für ihren Rückflug stoßen. Glücklicherweise können die süßen und würzigen Gaumenkitzler wie auch verführerische Mandelkekse oder aromatische Gewürzmischungen im Internet zur Lieferung nach Deutschland bestellt werden.

Von Chio führt eine einsame, in nicht wenigen Haarnadelkurven geschwungene Straße weiter zum Nationalpark von El Teide. Durch dichte Kiefernwäldern und bizarre Lavalandschaften windet die Straße auf 1.700 Höhenmeter hinauf und bei guter Sicht bieten sich spektakuläre Aussichten auf den Pico el Teide. In dem vorbildlich erschlossenen Nationalpark können auch ungeübte Wanderer die Magie der Landschaft in einem faszinierenden Lichtspiel entdecken. Wenn der aus dem Norden einfallende Passat dichte Nebel- und Regenwolken in den Park treibt, verändert die Natur innerhalb weniger Minuten in nahezu gespenstischer Art und Weise ihr Gesicht und die Temperaturen fallen an kalten Tagen auch schon einmal in Richtung des Gefrierpunktes ab. Festes Schuhwerk, warme Kleidung und ein ausreichender Sonnenschutz sind für solche Exkursionen allerdings zwingende Voraussetzungen sofern ein verstauchter Knöchel, eine hartnäckige Erkältung oder ein lästiger Sonnenbrand das Ausflugsprogramm nicht vorzeitig beenden sollen.

Ein zentraler Knotenpunkt im Park mit einem quirligen Besucherandrang ist der Parkplatz an den Los Roques de Garcia. Mit Bussen strömen Touristen aus allen Ecken der Insel zu dem Roque Chinchado, einem Wahrzeichen des Nationalparks. Bei guter Sicht und dem richtigen Sonnenstand am Morgen eröffnet sich ein faszinierender Ausblick auf den Felsenturm und dem in der Ferne hinter ihm liegenden Pico el Teide. Für den Weg zum Gipfel des Teide kann der Besucher unter zwei Alternativen wählen. Schnell und ohne Mühen gelangt man mit der Seilbahn in wenigen Minuten von der in 2.356 m gelegenen Talstation in die um 1.200 m höher gelegene Bergstation, von der aus der Gipfel bezwungen werden kann. Für geübte und trainierte Bergwanderer besteht nach Voranmeldung auch die Möglichkeit einer Besteigung des Teide von der Talstation aus. An wolkenfreien Tagen hat man vom Gipfel einen faszinierenden Blick auf den von der UNESCO im Jahr 2007 zum Weltnaturerbe erklärten Park. Frostige Temperaturen muss man allerdings in Kauf nehmen. So zeigte das Thermometer der Bergstation im Januar 2015 am Mittag -3 Grad an und auch im Sommer kann es auf der Spitze des Teide empfindlich kalt werden. Für interessierte Besucher, die sich über die Entstehungsgeschichte von Teneriffa und der anderen Kanarischen Inseln informieren wollen, sind die Ausstellung und eine sehr informative Filmvorführung im Centro de Visitantes El Portillo zu empfehlen. Guayota, der im Innern des Teide wohnende Dämon, übernimmt persönlich die Führung und schildert die Entstehungsgeschichte der Inseln und seines Berges.

Auf dem Weg zurück zur Küste und ins Hotel lohnt ein Highlight Teneriffas in Güimar einen Besuch. Wahrzeichen der Stadt und Gegenstand umfangreicher archäologischer Forschungen sind die berühmten Pyramiden von Güimar, die der Wissenschaft auch heute noch viele Fragen aufgeben. Die eindrucksvollen Bauwerke haben Altertumsforscher aus der ganzen Welt auf die Kanareninsel gelockt und der berühmte Archäologe Thor Heyerdahl leitete in den Jahren 1990 bis 1998 ein internationales Forschungsprojekt und damit verbunden die Ausgrabung der Pyramiden. Die Frage, ob die Pyramiden Güimar ein Bindeglied zwischen der alten und der neuen Welt sind, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Ungeachtet offener Fragen der Wissenschaft sollte eine Urlaubsreise nach Teneriffa einen Besuch der Pyramiden von Güimar in jedem Fall einschließen. Neben den imposanten Bauwerken können auch ein Museum, ein Nachbau des Papyrusbootes Ra II, Modelle des Kon-Tiki, dem legendären Balsa-Floß des norwegischen Forschers, der Ra I, der Tigris und umfassendes Bildmaterial zu den Lebensstationen von Thor Heyerdahl besichtigt werden.

Zurück im Hotel kann man bei einem mehrgängigen Abendessen im Ocean Club oder im Oasis Restaurant die vielen Eindrücke und Erlebnisse des Tages noch einmal Revue passieren lassen. Bei einem Glas Viña Norte, einem kräftigen Rotwein der Kanaren, können Pläne für den nächsten Tag geschmiedet werden. Die spektakuläre Schlucht von Masca, die Lorbeerwälder des Anaga-Gebirges, das Weinmuseum von Sauzal, die charismatische Altstadt von San Christóbal de La Laguna, das Palmetum von Santa Cruz, einer der größten Palmengärten Europas, und viele andere Ziele lohnen einen Besuch und laden zu weiteren Entdeckungen ein. ■

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